Logengeschichte

der Freimaurerloge Apollo

Die Leipziger Freimauerloge Apollo wurde 1799 mit einem Regensburger Patent gegründet. Zunächst änderte sie mehrmals ihren Namen: Die Loge wurde 1799 unter dem Namen „Zur grünenden Eiche“ errichtet, 1801 in „Apollo zu den drei Akazien“ umbenannt, schließlich unter Hamburger (Schröders Reform) Ritual als „Apollo“ 1805 in die Matrikeln (Verzeichnis) eingetragen.

Im 19. Jahrhundert blühte das Leipziger Logenwesen – in der reichen Handelsstadt fand das selbstbewusste Bürgertum auch in der Freimaurerei und ihren prächtigen Logenhäusern seinen Ausdruck. Ein prominentes Mitglied war dabei Clemens Thieme,
der Erbauer des berühmten Völkerschlachtdenkmals, das zugleich ein bedeutendes freimaurerisches Friedenssymbol ist.

 

Die Nazis vernichteten ab 1933 das Logenwesen in ganz Deutschland, in dem sie die Freimaurer gezielt verfolgten. In der DDR warder Bund zwar nicht ausdrücklich verboten, als „bürgerlich-humanistisches Relikt“ in der „sozialistischen“ Gesellschaft aber als überflüssig angesehen. So gründeten sich die Leipziger Logen erst 1990 wieder. Zwei davon, die Logen „Zum Weissen Bär“ und „Athene zur Einigkeit“, vereinigten sich am 05.05.2005 zur historischen Leipziger Loge „Apollo“ Nr. 212 i.O. Leipzig.

Unter dem Motto: „Weisheit der Athene, Stärke des Bären, Schönheit des Apollo“ fördert Apollo humanitäre Projekte und Kultur. So engagieren sich Mitglieder für die Leipziger Kinderstiftung, unterstützten das Straßenzeitungsprojekt „Kippe“ oder veranstalteten eine Lesung zur Leipziger Buchmesse.

 

Gemeinsam mit den befreundeten Leipziger Logen „Minerva zu den drei Palmen“ , „Balduin zur Linde“ und „Neue Werkstatt“ will „Apollo“ auch künftig das kulturelle und humanitäre Leben der Stadt bereichern.

1805-1832

Unter Hammerführung der Brr Seebass, Diemer, Kerndörffer, Polack, Puchelt, Wagner.

5. Mai 1805

Die neue Konstitution, um welche Br SEEBASS in Hamburg angehalten hatte, traf am 5. Mai 1805 ein und lautete auf den Namen: „ A p o l l o `` . Der seitherige Beisatz „zu den drei Akazien`` war weggefallen.Zur gleichen Zeit gab die Gr. Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin es der jungen Loge an die Hand, sich ihr zu unterstellen. „Durch Nacht war der junge Gott zum Licht, durch Kampf zum Sieg emporgediehen.`` Die junge Loge konnte nun zeigen, ob sie ihren Namen mit Recht führte, ob sie wirklich die Fackel des Lichts der Maurerei vorantrug, ob in ihr etwas von dem dichterischen Schwunge der griechischen Gottheit lebte, und ob sie endlich die heilende Kraft, die ebenso dem Apollo eignet, bewähren würde. Die Bahn war frei, strahlend ging Apollo im Osten auf.

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10. Mai 1805

Schon am 10. Mai 1805 verzeichnet das Protokoll zahlreichen Besuch seitens der Linde. Nur mit Minerva blieb das Verhältnis noch kühl, weil sich einige frühere Mitglieder dieser Loge nun unter den Brüdern des Apollo befanden, und diesen Brüdern war durch Statut der Wiederbesuch ihrer früheren Loge verboten.

19. Oktober 1806

Unerwartet ereilt Br SEEBASS der Tod am 19. Oktober 1806. Die Franzosen marschieren in Leipzig ein.

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28. März 1807

Interessant ist die unter der Hammerführung von Br. Stimmel abgehaltene Loge, weil in derselben zwei Franzosen, Monsieur Joseph RORÉE und Monsieur Francoisois COURPON, Aufnahme fanden und die Loge absolument en francais abgehalten wurde, da die Suchenden kein Wort Deutsch verstanden. Die Besetzung Leipzigs durch Napoleons siegreiche Armee erklärt den Vorfall zur Genüge.Aus dieser Wahlloge ging als M. v. St. Br DIEMER hervor. Br DIEMER führte 4 Jahre den Hammer und veranlaßte den Druck eines Logenkalenders, „damit niemand mehr sich mit Unkenntnis des Tages entschuldigen könne``. Er erwirkte endlich für den Sekretär ein festes Gehalt von 50 Talern p. a.. Br DIEMER vermittelte den Ankauf der Fesslerschen Bibliothek und gab erst damit der Bücherei des Apollo einen wertvollen Inhalt. Damit auch außerhalb der eigentlichen Logenarbeiten die Brr einander näher träten, und ein edler Verkehr gepflegt würde, schlug er die Gründung eines Kaffeeklubs vor, der Mittwochs nachmittags zwischen 2 bis 5 Uhr die Brr zwanglos vereinigen sollte; das Spielen war bei diesen Zusammenkünften verboten. Bei diesem Treffen überreichte Br ASMUS einen zufällig in seinen Besitz gelangten Maurerdukaten und überließ ihn der Loge, dadurch den Sammeleifer der Brr anregend. So entstand bald eine kleine Münzsammlung, die im Laufe der Zeit auf 109 Nummern angewachsen ist und laut jüngst vorgenommener Schätzung (durch Br WERNER) einen Wert von 1591,20 Mk. repräsentiert.

Im Jahre 1809

Das gute Einvernehmen mit Balduin äußerte sich schon damals in gemeinsamer Feier des Johannisfestes als auch später zu wiederholten Malen.

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9. April 1819

Ehrenmitgliedschaft Br DIEMERS.

Im Jahre 1811

Sein Nachfolger auf dem Meisterstuhle war während der folgenden 9 Jahre Br KERNDÖRFFER, Dr. phil. und Privatgelehrter, sowie Dozent an der Universität. In ihm erhielt Apollo einen gedankenreichen Redner, dessen philosophisch tief durchdachte Vorträge allgemeinen Beifall und so viel Zuhörer fanden, daß die Logenräume meist nicht ausreichten.

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11. September 1811

Konstituierung der Großen Landesloge von Sachsen durch die treibende Kraft des Brs v. BRAND in Dresden, die natürlich sofort an Apollo, wie an die anderen fern gebliebenen Logen die Aufforderung zum Beitritt richtete. Nun hatte am 4. Februar desselben Jahres Hamburg sich ebenfalls zu einer unabhängigen Großloge gemacht. Die Lage der Loge Apollo war zwischen den beiden Feuern nichts weniger als angenehm und es ist begreiflich, wenn in diesem Jahre der Gedanke in Leipzig ebenfalls eine Großloge zu begründen, neue Nahrung fand.

Im Jahre 1813

Den Krieg 1813 sah Apollo aus nächster Nähe. Unter dem Klirren der Waffen waren nicht nur die Versammlungen selten und schlecht besucht, sondern auch die Brr auf Sicherung des Logenkapitales bedacht. Damit es nicht beschlagnahmt werden könne, übernahm ein jeder Br 25 Taler in eigene Verwahrung.

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Im Jahre 1814

Namentlich bestrebte sich Apollo, eine namhafte Spende, die aus Zürich von der dortigen Loge Modestia für die Opfer des Krieges eingegangen war, zweckentsprechend zu verteilen, und half selbst mit, die Schäden des Krieges zu heilen.

24. Januar 1814

In ein besonders nahes Verhältnis trat Apollo zu Balduin. Dieser hatte am 24. Januar 1814 um Mitbenutzung des Logenlokales (Krafts Hof) des Apollo gebeten, was sofort gewährt und durch förmlichen Vertrag geregelt wurde.

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7. Juli 1815

Eine Meisterkonferenz am 7. Juli 1815 setzte die Bedingungen für den Beitritt zur sächsischen Landesloge fest, von denen man nicht abzugehen entschlossen war - namentlich handelte es sich dabei um Bewahrung des liebgewonnenen Rituals (SCHRÖDERSCHE Ritual).

11. Oktober 1815

Originalurkunde der Großen Landesloge für Apollo.

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Im Jahre 1816 bis 1820

Die Gartenzusammenkünfte lebten wieder auf, die Loge stattete sich reichhaltiger mit Mobiliar und Tafelgeschirr aus, es beginnt der Druck der Logenlisten 1816 von neuem, ja es wird am 27. Februar 1817 der erste Maurerk1ub und zwar in Pegau erwähnt, Ausdruck findet die in erfreulichem Wachstum begriffene Brüderlichkeit in dem Gedanken, eine Witwenkasse zu begründen, welcher am 20. November 1818 zu näherer Erörterung einer Kommission überwiesen wird. Br. KERNDÖRFFER führt gegen die Loge „Friedrich August zum treuen Bunde`` in Wurzen wegen Aufnahme eines von Apollo abgelehnten Aspiranten ebenfalls ohne Wissen und Willen des Apollo einen kostspieligen Prozeß. Dies veranlaßte die Brr Apollos im Jahre 1820 ihn als Stuhlmeister fallen zu lassen und mit dieser Würde den seitherigen 1. Aufseher der Loge, Br POLACK, Dr. med. und praktischen Arzt, als M.v.St. zu betrauen. Br POLACK versucht am 12. Juli 1820 die Zustimmung der Meisterschaft zu der gesetzlichen Verordnung zu erlangen, daß kein Stuhlmeister länger als drei Jahre hintereinander amtieren dürfe.

5. Dezember 1821

Die Gründung einer Witwen- und Waisen-Kasse wird beschlossen. Um die Bedeutung dieser Gründung voll zu würdigen, sei nur daran erinnert, daß in jenen Zeiten das Versicherungswesen noch in den Kinderschuhen und keineswegs so weit verbreitet war als heutigen Tages. Br POLACK brachte den Antrag ein, für die Loge Apollo ein Gesetzbuch herauszugeben.

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27. April 1823

In der 1. Etage des im Plauenschen Hofe gelegene Hinterhaus schlug Apollo seinen Wohnsitz auf und feierte noch unter POLACKS Leitung am 27. April 1823 sein Stiftungsfest sowie die Einweihung der neuen Räumlichkeiten, welche auf 24 Jahre hinaus den Ansprüchen Apollos genügten. Bei der Weihe des neuen Logenlokales am 27. April 1823 durch den M.v.St. POLACK nahm er in Gegenwart von fast 400 besuchenden Brn seine 3 Söhne in den Apollo auf, welcher von 95 Mitgliedern im Jahre 1810 auf 115 im Jahre 1817, auf 167 im Jahre 1822, auf 197 im Jahre 1824 gewachsen war, und 1833 bereits 227 Mitglieder aufwies.

31. August 1825

Am 31. August 1825 faßten die Brüder den Beschluß, daß nichtzahlende Brr unnachsichtlich gestrichen werden sollten.

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Im Jahre 1827-1828

Das Beamtenkollegium erhielt in der Person des korrespondierenden Sekretärs Br FISCHER einen gediegenen und selbständigen Charakter, der seine Meinung ungescheut geltend zu machen verstand. Auf sein Betreiben ist es jedenfalls zurückzuführen, daß die Loge Apollo den Gedanken faßte und ausführte, alljährlich einer Anzahl armer Kinder, die sich während ihrer Schulzeit gut geführt und durch Fleiß hervorgetan hatten, eine anständige Konfirmandenbekleidung zu gewähren. Zum ersten Male fand eine solch feierliche Beschenkung am 23. März 1828 statt. Von dem inneren Leben der Loge zeugt ein am 2. Februar 1828 abgehaltenes Schwesternfest, gegen welches jedoch die Großloge ein Monitum zog.

1832-1833

Unter Hammerführung der Brr Erdmann und Meissner.

Namentlich machte sich Br ERDMANN um die Freimaurerlehrlinge verdient, denen er ihre Rechte und Pflichten gedruckt in die Hand gab, und auf deren Förderung in der K. K. er achtsam bedacht war Gern hätte er die Konfirmandenbekleidung wieder eingeführt, aber die mißlichen wirtschaftlichen Verhältnisse der Loge erlaubten es nicht. Der Grund lag in der Saumseligkeit vieler Brr in ihren Verbindlichkeiten gegenüber der Kasse.

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5. Juni 1833

Schließlich sei erwähnt, daß unter ERDMANNS Hammerführung am 5. Juni 1833 zum ersten Male über die Aufnahme von Juden verhandelt wurde.

1834-1841

Wer seinen Beitrag nicht pünktlich zahlen wollte oder sich immer noch säumig erwies, wurde unnachsichtlich von der Liste gestrichen. Infolge dieser einschneidenden Maßnahmen verlor allerdings Apollo in den Jahren 1834-1835 etwa 40 Mitglieder.

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7. Juli 1835

Wenn ein Br in hohem Maße sich zur Führung der Logengeschäfte eignete, so mußte er jedesmal, wenn er erst recht im Zuge war, sich kräftig zu bewähren, nach 3 Jahren zurücktreten und einem anderen Br Platz machen, dem es ebenso erging. Dergestalt waren die Gründe, die sofort nach der Feier des Johannisfestes am 7. Juli 1835 von den Brn ERDMANN und CARUS in einer Meisterkonferenz vorgebracht wurden, um ihren Antrag auf Aufhebung des Altmeistergesetzes zu begründen. Die Amtsdauer eines Stuhlmeisters wurde von 3 auf 7 Jahre verlängert. Am 3. Juni 1839 fiel das Altmeistergesetz vollkommen.

4. Juni 1836

Als erster mosaischen Glaubens wurde Br SULZER dem Apollo affiliiert, und bald auch fanden andere Israeliten Aufnahme. Damit war Apollo den anderen Logen vorangeschritten - in der Großen Landesloge wurde die Frage jüdischen Glaubens erst am 30. April 1838 erörtert. Der Geist gesunden Fortschritts, wie er dem Apollo stets eigen gewesen ist, war maßgebend für die Entscheidung der Meisterkonferenz.

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6. Juni 1836

Br MEISSNER gab die Anregung zur Begründung einer Begräbniskasse, daß nur bei Eintreten eines Todesfalles die Mitglieder eine Steuer von je 1 Gulden zu entrichten hatten.

29. Mai 1837

Die Konfirmandenbekleidung sollte von dem Stand der Logenkasse unabhängig gemacht werden. Statt dessen sollten die Brr durch Subskription einen selbständigen Fonds begründen, aus dem das Liebeswerk bestritten werden könne. Die Meisterkonferenz vom 29. Mai 1837 nahm diese Vorschläge an und erweiterte sie dahin, daß die Armensammlungen beim Stiftungs- und Johannisfest, sowie nach der Bekleidungsfeierlichkeit in jenen oben erwähnten Fonds fließen sollten. So wurde es ermöglicht, daß seit jenem Jahre eine mit dem Anwachsen des Fonds steigende Anzahl armer und braver Kinder alljährlich wohl ausgestattet an den Tisch des Herrn treten konnten.

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29. Juli 1839

Der 1. Aufseher, Br. FISCHER, lenkte schon am 29. Juli 1839 die Aufmerksamkeit der Meisterkonferenz auf die Redaktion eines maurerischen Gesetzbuches.<br /> Ebenso wurde die Redaktion eines Liederbuches nunmehr in Angriff genommen.

16. November 1840

Inzwischen war Apollo durch sein Wachstum wiederum vor die schwerwiegende Frage eines neuen Heimes gestellt worden. Daher taucht schon am 16. November 1840 der Gedanke auf, sich bei Minerva einzumieten. Das Projekt zerschlug sich.

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Im Jahre 1841

Durch die hingebende Arbeit der Brr Ernst ANSCHÜTZ, MEISSNER und SULZER dermaßen gefördert, konnte das neue Liederbuch beim Stiftungsfeste 1841 unter allgemeinem Beifall in Gebrauch genommen werden. Br MEISSNER wrid zum deputierten Landesgroßmeister von Sachsen erwählt.

1842-1850

Br MEISSNER legte in der von ihm begründeten maurerischen Zeitschrift ,Latomia', die Urgeschichte der Freimaurerei sowie seine Beurteilung brennender Tagesfragen den Bruderkreisen zu anregendem Meinungsaustausch vor. Die Zeitung erschien im Verlag von J. J. Weber in Leipzig.

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18. September 1843

In einer Konferenz am 18. September 1843 wurde zum ersten Male die Idee hingeworfen, ein eigenes Heim zu bauen, und zugleich auf rechnerischer Grundlage nachgewiesen, daß ein Bau auf Aktien ohne allzu starke Belastung der Brr wohl ausführbar sei. Ein dahingehender Vorschlag war bereits 1812 von der Loge Minerva dem Apollo gemacht wurden.

12. Januar 1845

Die Meisterschaft des Apollo beschloß am 12. Januar 1845 mit dem Vorschlag ein eigenes Heim zu bauen an den Balduin heranzutreten. Dieser Vorschlag fand freundliche Annahme, und eine aus beiden Logen gebildete Baukommission kaufte in der damals neuangelegten Elsterstraße ein bedeutendes Areal an.

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Im Jahre 1846

Schon am 6. Februar lagen die Baurisse fertig vor und fanden Genehmigung. Der Bau des Logenhauses selbst wurde rasch gefördert und bis zum Herbst unter Dach gebracht. Am 13. März fand der Entwurf eines Gesellschaftsvertrages zwischen den beiden Logen Genehmigung, am 15. Juli wurde ein Verwaltungsrat aus Mitgliedern beider Logen gebildet, und alles ward zum Einzug vorbereitet.

Im Jahre 1847

Auf gleiche Bahn folgte ihm 1847 der oben schon rühmlich erwähnte Br Rudolf FISCHER, damals 1. Aufseher der Loge Apollo, mit Begründung seiner blühenden Freimaurerzeitung. Beide Unternehmungen (Zeitschrift Latomia, Freimaurerzeitung), von Brrn des Apollo ins Leben gerufen und geleitet, geben den besten Beweis für die geistige Regsamkeit. Dieser Schritt in die halbe Öffentlichkeit war damals um so wichtiger, weil gerade in jenen Jahren der Ultramontanismus gegen alles, was Loge und Freimaurerei heißt, in blinder Wut Sturm lief. Die erste Konferenz im neuen Hause wurde am 15. Juli 1847 abgehalten. Die eigentliche Einweihung und förmliche Besitzergreifung des neuen Heims fand am 12. September 1847 in feierlichster Weise statt. In besonders feierlicher Weise, unvergeßlich für alle Teilnehmer, vollzog sich die Einweihung nach einem die Beamten beider festfeiernden Logen gleichmäßig beschäftigenden, von den Stuhlmeistern Apollos und Balduins entworfenen Rituale. Ungemein zahlreich besucht war die Festtafelloge, welche gleichzeitig in den oberen und den unteren Räumlichkeiten abgehalten und abwechselnd von den Stuhlmeistern geleitet wurde.

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Im Jahre 1849

Br MARBACH und Br MEISSNER verabredeten, daß abwechselnd die Leitung der Festarbeit dem Apollo und die der Tafel dem Balduin zustehen solle. In dieser Weise wurde das auf einen Sonntag fallende Johannisfest 1849 gefeiert und zwar leitete diesmal Balduin die Arbeit und Apollo die Tafel. Gerade diese Einrichtung ist ein Beweis dafür, daß bei wohlwollendem Entgegenkommen echte Brüderlichkeit trefflich gedeiht und edle Früchte zeitigt. So geben beide Logen - und das ist ihr unbestrittener Ruhmestitel - der Maurerwelt ein schönes Beispiel maurerischer Verträglichkeit; der Brudernamen ist im Verkehr zwischen Apollo und Balduin kein leerer Schall. Am 20. Mai 1848 traten vier Brr Lehrlinge, drei davon dem Apollo zugehörig, zusammen, um einen Vortragsklub Masonia zu bilden, wie ganz natürlich im Geburtsjahre des deutschen Parlamentarismus. Der Zweck war durchaus edel, man wollte sich wissenschaftlich fortbilden und sich selbsttätig über das in der Loge Vernommene aussprechen, um durch Rede und Gegenrede der tiefen maurerischen Wahrheit näher zu kommen. Das Jahr 1849 brachte schließlich auch dem Apollo die Feier des 50 jährigen Jubelfestes. Welche Gründe die damaligen Brr bewogen haben, die Jahre der „grünenden Eiche`` und des „Apollo zu den drei Akazien`` mitzuzählen, ist aus den Protokollen nicht ersichtlich. Die Loge Apollo erhielt 3 silberne Hämmer, welche Balduin an diesem Ehrentage dem Apollo zum Ausdruck brüderlicher Gesinnung als Angebinde verehrte.

9. Dezember 1850

Trauerloge am 9. Dezember 1850, in welcher einige Brüder namhaft gemacht werden, die in den Kasematten von Mainz den Tod durch die Kugel erhielten, jenem Jüngling in Hermann und Dorothea vergleichbar, den es in die Revolution trieb, „wo er Kerker und Tod fand``.

1851-1852

Unter Hammerführung des Br Lucius.

In der Wahlloge 1851 wird Br. Lucius auf den Meisterstuhl berufen. Er war ein kenntnisreicher und welterfahrener Jurist, aber kein einseitiger Aktenmensch, sondern besaß wahrhaft staatsmännische Anschauungen.

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7. Januar 1851

Gleichbei seinem Eintreffen in Leipzig hatte er am 7. Januar 1851 in der Meisterkonferenz den Antrag gestellt, es solle ein Gesetzbuch abgefaßt und allen Brn in die Hand gegeben werden.

7. Januar 1851

Gleichbei seinem Eintreffen in Leipzig hatte er am 7. Januar 1851 in der Meisterkonferenz den Antrag gestellt, es solle ein Gesetzbuch abgefaßt und allen Brn in die Hand gegeben werden.

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10. November 1851

Br Lucius legte am 10. November 1851 eine Leichenbegängnisinstruktion vor, die sofort angenommen wurde und peinlicher Ungewissheit und Unwissenheit ein Ende machte.

14. März 1851

Am 14. März 1851 ging er in einer Meisterkonferenz gegen den Grand Orient de Belgique vor, da der Grand Orient de Belgique in offenbarer Verkennung wirklichen Maurertums damals den Logen politische Debatten gestattete und sie dadurch zu politischen Klubs herabwürdigte. Allein einige Jahre später trat er ohne Rücksicht auf die langsamer sich entschließende Großloge von Sachsen mit einem offenen Proteste der Freimaurerloge Apollo im Orient Leipzig gegen den Umsturz der alten Grundgesetze der Freimaurerbrüderschaft von Seiten des Grand Orient de Belgique hervor, fand die einstimmige Billigung seiner Loge und veröffentlichte diesen Protest in der Freimaurerzeitung, in Sonderabzügen ihn noch weiter verbreitend.

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3. Mai 1852

Am 3. Mai 1852 brachte er den Entwurf einer Hausordnung vor die Konferenz, Gleichzeitig schloß er namens des Apollo mit Balduin einen Gesellschaftsvertrag.<br /> Um auch den auswärtigen Mitgliedern Nachricht von den Geschehnissen im Apollo zu geben, traf er die Einrichtung, daß denselben statt der dürren Logenlisten ein kurzer Jahresbericht zuging, und zu gleicher Zeit ließ er die Jahresbeiträge durch Postvorschuß einziehen. 1852 erschien das sogenannte Militärverbot, welches aktiven Offizieren untersagte, Mitglieder einer Loge zu sein, und sie so zum Austritt Zwang! Wie Apollo die erste Leipziger Loge gewesen war, welche, mit alten Vorurteilen brechend, sich in der Auf- und Annahme von Israeliten entgegenkommend gezeigt hatte, so dürfte es auch die erste gewesen sein, in welcher eine entgegengesetzte Richtung Platz griff. Im Jahre 1852 fielen bei der Abstimmung über Aufnahme jüdischer Aspiranten immer mehr schwarze Kugeln, ohne daß diese gerechtfertigt worden wären.

1853-1863

9. Mai 1853

Das Aufnahmeritual für den zweiten Grad zeichnete sich damals in unvorteilhafter Weise durch nüchterne Kahlheit aus, welche den Br Lehrling ohne eindringliche Vorstellung von der Wichtigkeit der Zeremonie ließ. Dem angeborenen Schönheitssinne des Br LUCIUS mißfiel dies, er schlug am 9. Mai 1853 ein eindrucksvolleres von ihm entworfenes Ritual vor, welches nicht nur sofort den Beifall des Apollo fand, sondern auch von der Großen Landesloge von Sachsen gutgeheißen und den sächsischen Bauhütten zur Einführung empfohlen wurde. Besonders nahm Br. Lucius sich der in Bedrängnis geratenen Begräbniskasse an. Es hatte sich nämlich im Laufe der Jahre herausgestellt, daß diese Kasse nicht lebensfähig sein könne, wenn sie nicht auf eine breitere Grundlage gestellt werde. Die Verhandlungen über diese Angelegenheit beginnen bereits am 8. September 1853 und ziehen sich über mehrere Jahre hin, bis endlich, zumal auch der neue Statutenentwurf vom Jahre 1855 keine Besserung brachte, 1859 die Auflösung dieser Kasse als einer besonderen Einrichtung und die Übernahme derselben auf die Logenkasse beschlossen und ausgeführt wurde. Damit war die notwendige breitere Grundlage gefunden, denn von jetzt an waren sämtliche Brr Apollos durch ihre Aufnahme in die Loge Mitglieder dieser Kasse, und das Sterbegeld wurde an alle Hinterlassenen ausgezahlt, sofern diese nicht zu Gunsten der Wohltätigkeit verzichteten.

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14. Februar 1859

Am 14. Februar 1859 wurde Br. MEISSNER gegen Revers als Eigentümer der ideellen Hälfte des Logengrundstückes und des darauf errichteten Gebäudes, gewissermaßen als Lehensträger der Loge Apollo eingetragen, um den gesetzlichen Anforderungen zu genügen.

6. Juni 1862

Die Brüder wählten Br LUCIUS sowie Br Emmerich ANSCHÜTZ und Br EISENBEISS - sämtlich rechtskundige Männer - zu einer dreigliedrigen Gesetzgebungskommission, welche sich ihrer Aufgabe mit Feuereifer unterzog und sie zu erwünschten Ziele führte: am 6. Juni 1862 erblickte der Entwurf des Gesetzbuches das Licht der Welt. Allerdings war bis dahin im Apollo das ältere Hamburgische Konstitutionsbuch maßgebend.

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Im Jahre 1863

Ganz besondere Vorliebe zeigte Br. Lucius für die Maurerklubs, hatte er doch selbst während seines Aufenthalts in Borna die segensreiche Wirkung von dergleichen Maurerkränzchen herbeizusehnen Gelegenheit gehabt. Um jedoch diese freien Maurervereinigungen auf festen Boden zu stellen, verlieh er dem damals (1861) in Bahnhof Kieritzsch bestehenden, 1863 nach Borna verlegten Maurerklub eine Genehmigung seitens des Apollo und unterstellte die Arbeiten desselben einer aus Apollobrüder gewählten Deputation. In gleicher Weise gab er dem Vortragsklub Masonia eine wirkliche Konstitution und damit eine gesetzliche Grundlage, welche seinen Fortbestand gewährleistete.

1864-1873

Unter der Hammerführung der Brr. Eckstein, Zille und Anschütz.

Als Rektor des Thomasgymnasiums und Abgeordneter im preußischen Landtag wurde Friedrich August ECKSTEIN am 5. Oktober 1863 dem Apollo affiliiert. Eine Störung in die friedliche und regelmäßige Logenarbeit brachten die politischen Verhältnisse des Jahres 1866 ( Preußen trat aus dem Deutschen Bund aus und provzierte einen Krieg gegen Östereich und seinen Verbündeten. Die preußischen Truppen siegten unerwartet schnell. Der Deutsche Bund wurde aufgelöst und Österreich aus Deutschland herausgedrängt ).

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16. November 1868

Endlich konnte am 16. November 1868 der Druck des Gesetzbuches beschlossen werden. Damit war ein schwieriges Werk zu einem gedeihlichen Ende geführt worden, zwar nicht auf immer, denn Gesetz und Recht ändern sich mit den geänderten Zeitverhältnissen, aber doch auf einige Jahre hinaus war man im sicheren Hafen, und Freude über das erreichte Ziel mag wohl die Grundstimmung der Loge gewesen sein.

Im Jahre 1869

ECKSTEINS Bedeutung war in weiten Kreisen anerkannt, und zu wiederholten Malen erhielt er von der Großen Landesloge ehrenvolle Aufträge. So weihte er in deren Namen die neue Loge: „Lessing zu den drei Ringen`` im Orient Greiz, und als der deputierte Landesgroßmeister Br ERDMANN 1869 in den e. O. einging, erhob die einstimmige Wahl der sächsischen Bundeslogen Br ECKSTEIN zu dessen Nachfolger. Indessen machte sich gerade in jenen Jahren eine gewisse Strömung gegen die maurerischen Klubs geltend, weil man in ihnen die Brutstätten allerhand übel angebrachter Neuerungen vermutete, und am 3. Dezember 1869 erklärte Br ERDMANN offen die Maurerklubs für inopportun.

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27. Mai 1870

In der Wahlloge 1870 trugen die Brr dem oft und ernst ausgesprochenen Wunsche ECKSTEINS Rechnung und wählten zum Stuhlmeister Br Moritz Alexander ZILLE. Am 27. Mai 1870 ernannte Apollo den hochverdienten Br ECKSTEIN als Alt- und Ehrenmeister zu seinem Ehrenmitglied.

Im Jahre 1871

Da kam der Krieg, den französischer Übermut den Deutschen aufzwang, mit seinen gewaltigen Schlägen und versetzte wie ganz Deutschland so auch den Apollo in patriotische Bewegung. (Krieg gegen Frankreich, in der Schlacht von Sedan wurden die Franzosen geschlagen). Bei der 1871 grassierenden Pockenepidemie wurde auch ein Inwohner des Logenhauses ergriffen, so daß sich dadurch der Ausfall einiger Zusammenkünfte notwendig machte.

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21. März 1871

Am 21. März 1871 verpflichtete sich Apollo zu einem Jahresbeitrage für die Volksbibliothek, die damals ins Leben gerufen wurde, und auch für andere dem allgemeinen Besten dienende Zwecke zeigten die Brr und die Loge eine offene Hand. Die Armenpflege ließ er sich besonders angelegen sein, unter seiner Hammerführung erreichte der jährliche Aufwand für Wohltätigkeitszwecke bereits die Summe von 500 Talern.

Im Jahre 1872

Wenige Tage vor dem Stiftungsfeste 1872, mit welchem die Loge das 25jähriges Jubiläum von Br. Zille zu feiern gedachte, und zu dem er der Loge eine Sammlung maurerischer Vorträge unter dem Titel „Sandkörner`` widmen wollte, gaben ihm die Brr trauernd das letzte Geleite. Die Brr Apollos wählten als Nachfolger Br Emmerich Fingst ANSSCHÜTZ. Er hatte fast vier Dezennien schon am Bau gearbeitet, er hatte alle Logenämter mit Ausnahme des Schatzmeisteramtes bekleidet und zwar so, daß ihn die Brr jedesmal des höheren für würdig hielten.

1874-1905

Unter Hammerführung des Br S m i t t.

Aus der Wahlloge 1874 ging er zum ersten Male als Stuhlmeister des Apollo hervor. Seit diesem Jahre hat derselbe Mann - an sich eine Seltenheit in jeder Logengeschichte alljährlich durch das Vertrauen der Brr wiederum auf den Meistersitz berufen, nunmehr 30 Jahre, das ist ein volles Menschenalter, die Loge Apollo geleitet.

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4. Mai 1874

Schon am 4. Mai 1874 stellt er den Antrag, es möge der Großlogentag eine Verteidigungs-schrift wider die Angriffe des Ultramontanismus gegen die Freimaurerei abfassen lassen.

Im Jahre 1875

Das Jahr 1875 brachte eine durch das Anwachsen Leipzigs zur Großstadt unabwend-bare Umarbeitung des Begräbnisregulativs und die Erledigung der noch weit brennen-deren Lokalfrage. Die beiden Logen Apollo und Balduin zur Linde waren dermaßen an Mitgliederzahl gewachsen, daß die für 1847 reichlich bemessenen Raumverhältnisse sich immer unzureichender erwiesen, dazu stand die Loge Balduin zur Linde dicht vor der Feier ihres 100jährigen Bestehens. Infolge dessen entschied man sich - im Apollo am 13. Dezember 1875 - für einen An- und Umbau.

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6. September 1876

In gleichem Jahre weilte der unvergeßliche Kaiser Wilhelm I. zum ersten Male in Leipzig und hatte den Logenmeistern auf deren Ansuchen allergnädigst eine Audienz am 6. September gewährt. Als Sprecher hielt Br Willem SMITT eine Anrede folgenden Wortlauts : Großmächtigster, Allerdurchlauchtigster Kaiser und König, Allergnädigster König und Herr! Ew. kaiserliche Majestät haben huldvollst geruhen wollen, eine Deputation der im Orient zu Leipzig arbeitenden drei Freimaurerlogen zu empfangen. Wollen Ew. Majestät für diese Huld den innigsten, tiefempfundenen Dank von uns entgegennehmen. So vieles, was wir für Ew. Majestät in innigstem Herzen empfinden, wir können es in diesem Augenblicke nur in wenige und schwache Worte zusammenfassen. Es ist vor allem die begeisterte Liebe, die aufrichtigste Verehrung für Ew. Majestät erhabene, uns so teure Person. Es ist das Gefühl innigster Dankbarkeit für den mächtigen und wirksamen Schutz, den Ew. Majestät zu allen Zeiten der Sache der Freimaurerei haben angedeihen lassen. Und es ist die mannhafte Versicherung, daß wir Brr allezeit treu und fest zu Ew. Majestät stehen und halten werden, und auch nicht ablassen wollen, in dem Geiste für die Sache der Freimaurerei zu wirken, den Ew. Majestät selber zu wiederholten Malen als den festen Grund, auf dem alle Maurerei ruht, bezeichnet haben, in wahrer Gottesfurcht und unbestochener Tugend. Ew. Majestät aber wolle der a. B. a. W. noch lange, lange uns und der Maurerei erhalten. Auf diese Ansprache geruhte der kaiserliche Br zu antworten, es sei von dem Redner richtig hervorgehoben worden, daß wahre und aufrichtige Gottesfurcht der innerste Kern aller Freimaurerei sei. An ihm, das sei seine feste Überzeugung, die er auch immer frei und offen ausgesprochen, dürfe nicht gerüttelt werden, wolle nicht die Freimaurerei in sich zerfallen. In Gottesfurcht allgemeine Menschenliebe zu betätigen, dies sei die Aufgabe eines Brs Freimaurer, und um diese auf das vollständigste zu lösen, müßten die Bundesbrüder immer und immer wieder von neuem an ihrer eigenen Wandlung arbeiten. Auch dürfe die Maurerei nicht in Bahnen gelenkt werden, welche mit der alten, reinen Lehre nicht in Übereinstimmung seien. Wahrlich goldene, des kaiserlichen Freimaurers würdige Worte!